Man kann sich Ziele suchen, Messlatten hoch legen und Druck aufbauen. Kann man machen, nur ärgern sollte man sich später nicht, wenn Ziele verpasst und Messlatten gerissen werden. Nur der Druck, der ist noch da. Zielorientierung ist wunderbar, wenn geklärt ist, welches Ziel ich eigentlich verfolge. Erfolgreich sein ist kein Ziel. Erfolg ist die Folge, nicht das Ziel von etwas. Aber von was eigentlich? Folge guter Vorbereitung sicherlich, Freude am Auftritt auf jeden Fall, Gelassenheit immer und Glaube an ein Leben nach dem Auftritt sowieso.

Gut vorbereitet

Wenn ich mit Fußballprofis spreche, ist der Fall klar: “Boris, jeder hasst die Vorbereitung, aber da legen wir die Grundlagen für 34 Saisonspiele. Damit wir mehr Puste haben als die anderen.”

Der Keynote-Speaker Felix Thönnessen pflichtet bei: “Was sagt der Igel zum Hasen? Ganz genau: Ich bin schon da. Wenn du eine Präsentation halten und vor einem Publikum frei sprechen musst, dann ist eine gute Vorbereitung das A und O.”

Zu wissen, was man kann und was man nicht kann, ist das Ziel jeder guten Vorbereitung.

Oder um es mit dem irische Box-Profi Barry McGuigan zu sagen: „Warum ich Boxer bin? Weil ich kein Dichter bin. Ich kann keine Geschichten erzählen.“

Frohen Mutes

Freude zu empfinden für das, was man tut, während man es tut, ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Sich frohen Mutes auf die Bühne oder in den Wettkampf zu begeben. „Spaß ist vielleicht der wichtigste Erfolgsfaktor.“ sagt der Erik Heil, Bronzemedaillengewinner im Segeln bei der Olympiade in Brasilien.

Für den 16-fachen Dart-Weltmeister Phil Taylor, mit dem ich über mentale Stärke sprach, ist das A und O die Demonstration der eigenen Stärke: “Selbst, wenn Du nicht überzeugt bist – zeig es nicht. Du musst da raus gehen und zeigen, dass Du the leader of the pack bist.” Freudig und mutig, so würde ich die mentale Stärke von Auftrittsprofis beschreiben.

Entspannt angespannt

Jeder Auftritt ist etwas Besonderes. Und eine gewisse Anspannung ist dem Besonderen angemessen, ja sogar hilfreich, um fokussiert zu bleiben. Aus meiner Erfahrung gibt es bei jedem Menschen ein individuell optimales Anspannungslevel. Eines, bei dem wir uns wohlfühlen, aber trotzdem ein Kribbeln verspüren. Flummi im Bauch statt Kloß im Hals. Goldene Mitte zwischen lähmender Nervosität und phlegmatischer Trägheit. Voll da, aber nicht über den Wolken, sondern mit Bodenhaftung.

Entspannt angespannt eben. Eins mit sich und seinem Körper. Full in Flow. Alles ist im Fluss: Gefühle, Gedanken und Aufmerksamkeit beeinflussen sich untereinander positiv. Wir sind in guter Beziehung: zu uns, unserem Thema und unserem Publikum. Läuft.

Es gibt ein Leben nach dem Auftritt

“So wichtig mein neues Bühnenprogramm für mich ist, so wichtig ist es für mich, diesem einen   Platz in meinem Alltag zu geben. Einen guten Platz, aber auch nicht zu viel Chichi. Dann stelle ich mir vor, was ich noch alles am Tag tue. Ausgiebig Baden. Ob Sommer oder Winter. Lecker Frühstücken, mit einer Freundin treffen, Zeitung lesen und dann nochmal meine Lieblingsgags durchgehen. Dann 20.00h Auftritt – freue mich drauf – und danach was Herzhaftes essen inklusive einem kalten Pils, vielleicht sogar zwei. Gibt schlechtere Tage, oder? Denke ich dann. Und am nächsten Tag endlich mal die Bude aufräumen, eventuell.” Ich mag diese Beschreibung einer meiner Klientinnen: Du bist mir wichtig, mein lieber Auftritt, aber es gibt ein Leben vor und nach Dir.

Wie gute Gastgeber

Erfolg ist immer Folge, nie Ziel. Wer verzweifelt daran denkt, erfolgreich zu sein, der wird es nicht! Wer dem Erfolg aber die richtigen Türe öffnet, der wird ihn als seinen Gast begrüßen dürfen. Wie ein guter Gastgeber: Gut vorbereitet, frohen Mutes, entspannt angespannt und im Wissen: Es gibt ein Leben vor und nach dem schönen Fest.