Kein Applaus #13 mit Marialy Pacheco

In dieser Folge ist Marialy Pacheco mein Gast. Marialy ist eine der renommiertesten Jazzpianistinnen überhaupt. 2012 gewann sie als erste Frau seit 15 Jahren den Solopiano Wettbewerb des Montreux Jazz Festivals – “die Champions League” der Jazzpianistin.
Marialy spielt neben ihren Solokonzerten mit Größen wie Omar Sosa, Rhani Krija, Max Mutzke (hier zur Folge mit Max Mutzke), dem WDR Rundfunkhausorchester zusammen. Aber nicht nur das, sie arrangiert und komponiert und wusste bereits sehr früh, dass sie Musik machen möchte.

Hier den Podcast hören.

Ich wollte von ihr wissen, wie sie es schafft ihre Auftritte zu geniessen und loszulassen. Was kann man daraus für andere Auftritte in Unternehmen oder Wettkampfbühnen ableiten. Das sie ihre Auftritte geniesst, spürt man nach wenigen Minuten im Gespräch und das hat fast ansteckende Wirkung.

“Musik war schon immer in unserem Haus.”

Wir sprechen über ihre musikalischen Anfänge, ihre kubanische Herkunft, die klassische Ausbildung sowjetischer Schule und den Einfluss der kubanischen Musik und ihrem ersten Konzert. Dabei sind die Unterschiede zwischen Klassik und Jazz nicht nur deswegen spannend, weil sie einen Einfluss auf Nervosität oder dem Umgang mit Fehlern zu tun haben. Mich hat es noch mal daran erinnert, dass man einen musikalischen Genrewechsel vergleichen kann, wie jemand der die Unternehmensbranche wechselt oder die Firma in der eine andere Kultur und Umgang herrscht.

“Das ist wie Trance”

Dabei erzählt Marialy Anekdoten, die für alle Menschen die auftreten, egal auf welcher Bühne oder welcher Musikrichtung sie folgen, total spannend sind. Denn wenn man Marialy zuhört merkt man, dass sie es schafft mit sich, der Musik und dem Publikum zu verbinden. Und dann kann es magisch werden, bei einem Konzert, Präsentation, Comedy, usw.

“Ich bin von der Bühne gegangen.”

Mit 15 Jahren bringt ihre Tante ihr eine CD von einer Konzertreise nach Kuba mit, die ihr Leben verändern sollte. Die Tante durfte als Gitarristin damals Kuba für Konzertreisen verlassen. Aber natürlich gab es auf diesem Weg auch schwierige Momente, die unerlässlich sind. Das Gefühl eines Blackouts bei ihrem ersten Konzert in Europa hat sie erlebt. Sie ging sogar von der Bühne und ist nicht wieder zurück gekommen. Marialy hat sich aber sich niemals dadurch definieren lassen.
(Zum Thema Blackout auf der Bühne findest du hier www.borisbeimann.de/blackout). Ihr Wunsch und Wille Musik zu machen, war allerdings zu groß.

Marialy Pacheco: Es ist irgendwie so zusammen mit der Musik und mit dem Instrument eins geworden. Und das ist so und das kann nur passiert passieren, wenn man sich wirklich mit der Musik identifiziert. Auf eine Art und Weise, wo du sagst Das ist meine Musik, das bin ich jetzt

Sich frei spielen und fühlen

Wir besprechen, was das besondere an Improvisation ist. Dabei spielt das Publikum eine andere Rolle als zum Beispiel bei einem Konzert einer 13 köpfigen Brassband wie Querbeat mit Jojo Berger (Folge 6). Sie beschreibt, wie sie es schafft  hochkonzentriert zu sein und gleichzeitig loszulassen. Das deutsche Publikum ist für Marialy dabei besonders dankbar und leidenschaftlich, was mich doch sehr überrascht hat zu hören.
Wenn man eins wird mit dem Instrument und dem Publikum, dann “ist es wie Trance” und alles “verschmilzt”. Stellt sich natürlich die Frage, was in diesem Prozess stören könnte und wie sie damit umgeht? Fehler zum Beispiel, ein nicht aufmerksames Publikum? Und wie bekommt sie das Publikum ab dem Moment wo sie auf die Bühne geht, in die richtige Stimmung?

“Ich spiele aus meinem Herz; was ich in meinem Herz habe und fertig.

Was es dann aber letztlich neben sehr viel Übung und Einsatz an Mentalität braucht, um einen Wettbewerb wie Montreux zu gewinnen, erzählt Marialy mir auch. Musik und Sport sind zwar oft andere Welten,  aber gerade Sportler:innen können sich hier einiges von Marialy abgucken. Die Freude und das Herz stehen im Vordergrund.

Was mich beeindruckt hat?

Mir fiel in dem Gespräch auf, dass Marialy sich selbst immer die Erlaubnis gegeben hat, aus den bestehenden Grenzen der Klassik auszubrechen oder auch klassische Stücke nach ihrem Gefühl zu spielen. Nicht nur ihr Wille war also groß, sondern ihre inneren Ampeln, waren auf grün. Auch, wenn ihre Klavierlehrerin ihr deswegen eine “Dickköpfigkeit” attestierte. Aber gerade in der Klassik kann es zwischen Lehrer:in und Schüler:in Loyalitäten geben, dass die jungen Schüler:innen die Lehrer:innen nicht enttäuschen wollen und anstatt den eigenen Ausdruck zu finden, eher nachahmen. Ihre eigene Stimme nicht finden. Ein passender Artikel, warum es eben die inneren Erlaubnis geben muss, um sein volles Potential zu erreichen und nur “wollen” nicht reicht, habe ich vor einigen Wochen aufgeschrieben.

Hier zum Artikel, warum “wollen” alleine nicht reicht.

Marialy Pacheco: “Mit meiner Klavierlehrerin hatte ich keine Probleme, aber sie meinte Du bist so dickköpfig, weil ich habe mich immer gefragt “Ja, der Mozart hat da pianissimo geschrieben, aber ich fühle das anders.” Wieso soll ich da pianissimo spielen? Ja, weil der Mozart das so gedacht hat, aber ich bin nicht Mozart. Ich bin ich bin ich.”

Wenn du Marialy auf der Bühne erleben möchtest: Alle Infos über Marialy Pacheco findest du hier:

www.marialypacheco.de
www.instagram.com/marialypacheco

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