In der Serie” Mein Auftritt der Woche” teile ich jede Woche einen Auftritt aus dem Netz, der mich bewegt hat. Welche Auftritte haben dich zum schmunzeln, lachen oder weinen gebracht? Schicke mir sie gerne per E-Mail oder Instagram und ich “feature” diesen gerne hier.

Die Sendung von Markus Lanz am 27.4.2022 ist gut 14 Minuten alt, als der Ökonom Rüdiger Bachmann dem deutschen Wirtschaftsminister Robert Habeck Respekt zollt für ein brillantes Stück politischer Kommunikation. Auch wenn man in Sachfragen unterschiedlicher Meinung ist, so würde er Habeck hoch anrechnen, dass er dazu fähig ist, seine Meinung zu korrigieren. Der selben Meinung ist der konservative Publizist Henryk M. Broder, der laut eigener Aussagen vor lauter Begeisterung sogar einen kleinen Altar zu Hause habe mit einer kleinen Robert-Habeck-Figur: Dieser könne seine Meinung ändern, wenn dies die Situation erfordere. Insbesondere für Politiker*innen sei dies eine bemerkenswerte Leistung, neigten sie doch eher dazu, die Realität an ihre Meinung anzupassen.

Sagen, was ist

Bachman und Broder stehen mit ihrer Einschätzung Robert Habecks im Übrigen nicht alleine da. Wohl kein Politiker hat in den letzten Monaten über alle Partei- und Meinungsgrenzen hinweg so viel Zuspruch erhalten wie Robert Habeck: Glaubwürdig, authentisch, ehrlich, stark. Vor positiven Adjektiven kann sich der Bundeswirtschaftsminister kaum retten. Selbst im Netz scheinen sich die Trolle zu trollen und die Hater ihre vernünftige Seite zu entdecken. Robert Habeck sagt, was ist! In Bezug auf die Themen, die uns umtreiben: Wie sieht es um unsere Versorgungssicherheit aus? Gasembargo schön und gut, aber was macht das mit unserer Wirtschaft? Wie viel ökologische und moralische Kompromisse sind notwendig? Was können die grünen Spitzenpolitiker ihrer Basis zumuten und wie viel learning by doing kann sich eigentlich ein Minister leisten? Eine ganze Menge, solange wir diese Themen klar benennen.

So wie ein guter Freund von mir einmal zu mir sagte: “90% aller Streitigkeiten zwischen Eltern und Kindern liessen sich schnell aus der Welt räumen, wenn die Eltern in der Lage wären auch mal zu sagen: Entschuldige bitte, das war blöd von mir.”

It could be that easy: Wer sagt, was ist, gewinnt auf jeder Bühne des Lebens die Menschen für sich.

Nicht man, nicht die, nicht wir, sondern ich

Alle Fußballfans wissen: Verliert die eigene Mannschaft, dann haben die verloren, gewinnt sie, dann haben wir gewonnen. Mir imponiert Robert Habecks Fähigkeit, klar zu benennen über wenn er spricht, wenn er die Dinge anspricht. Bspw. im Hinblick auf das bevorstehende mögliche Ölembargo: “Das ist eine viel kraftvollere Ansage als ich sie noch vor zwei Monaten hätte machen können, da hätte ich gesagt: Oje, das hält Deutschland kaum aus. Man weiss gar nicht, was dann passiert. Das würde ich heute nicht mehr sagen. Es würde sicherlich zu regionalen Engpässen, es würde sicherlich zu höheren Preisen führen, es würde möglicherweise auch zu lokalen Unterbrechungen kommen. Man kann also nicht sagen: Niemand merkt es, aber es würde nicht mehr zu einer Vollkatastrophe führen.”

Wer auch dann ich sagen, wenn es keine Lorbeeren gibt, gewinnt auf jeder Bühne des Lebens die Menschen für sich.

Sprich so, dass man dich versteht

Auf einem Wahlkampfplakat der Grünen in Köln las ich: Reden ist silber, handeln ist grün. Robert Habeck tut beides gerne. Reden und handeln. Das kommt gut an auf allen Kanälen. Weil Habeck auch hinsichtlich seiner Social-Media-Nutzung seine Meinung korrigiert hat. Hieß es noch vor gar nicht allzu langer Zeit aus seinem Munde: Offline, jetzt! bespielt der Bundeswirtschaftsminister seinen Twitter-Kanal heute so selbstverständlich als hätte er nie etwas anderes getan. In Selfie-Optik, leger und dennoch seiner Rolle angemessen. Den Wind darf man genauso hören so wie seine Ausführungen: redegewandt, flüssig, nicht auswendig gelernt, souverän, nicht routiniert, echt, nicht abgehoben, modern nicht bemüht.

Wer Form und Inhalt gleichermaßen ernst nimmt und sich direkt an die Menschen richtet, der gewinnt auf jeder Bühne des Lebens das Publikum für sich. 

Im Dienst der Sache

Robert Habeck hätte sich seine Amtszeit nach dem Wahlsieg im Herbst des letzten Jahres sicherlich ein wenig anders vorgestellt. Der Krieg in der Ukraine ist auch ein Angriff auf viele lieb gewonnene Selbstverständlichkeiten in Welt, Europa und Bundesrepublik. Verhandlungen mit Katar, mögliches Fracking im eigenen Land oder 100 Milliarden für die Bundeswehr. Alles nicht zwingend Kernthemen der Grünen. Peace-Zeichen und Friedenstaube im russischen Bombenhagel. Regierungspolitik ist nun mal kein Wunschkonzert, das lebt Robert Habeck vor. Ego und Ideologie müssen gerade draussen bleiben. Frieden schaffen mit Waffen, so klingt das Lied, das es jetzt so singen gilt. Eher Rammstein als Nicole. Kein Lieblingslied, aber eines, dass der Sache dient: Unserer Freiheit. Habeck ist so frei, sich in den Dienst dieser Sache zu stellen. Er beherrscht auch diese Klaviatur und zeigt uns:

Wer sein Ego in den Dienst der Sache stellt, der gewinnt auf jeder Bühne des Lebens die Menschen für sich. 

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