“Atme mal tief durch” wird uns ja alle Nase lang in Meditationsvideos, Achtsamkeitsübungen oder von guten Freunden empfohlen. Gerade dann, wenn der Stress zunimmt. Ist dieser Rat schlecht? Nein, nicht per se. Gerne frage ich auch mal meine KlientInnen, was sie eigentlich unter tiefem Atmen verstehen.
Die meisten glauben es handle sich dabei nur um einen großen Atemzug. Quasi ein großer Löffel Luft, den man in sich hinein schaufelt. Allerdings geht es bei der Atmung auch um das Volumen je Atemzug und die gesamte Anzahl von Atemzügen. Daher atmen wir in der Regel zu viel – entweder zu viel Volumen pro Atemzug und oder zu viele Atemzüge pro Minute.
Genau deshalb habe ich einfach mal die häufigsten Fehler beim Atmen aufgeschrieben, die mir in der Zusammenarbeit mit meinen KlientInnen immer wieder aufgefallen sind.
Fehler Nummer 1: Du atmest durch den Mund
Mundatmung sieht nicht nur komisch aus, es ist auch sehr unvorteilhaft für unsere Gesundheit und Ruhe vor wichtigen Auftritten. Nachts kann es passieren, dass wir viel durch den Mund atmen. Aus verschiedenen Gründen. Das ist nicht so toll, weil man ja 6-8 Stunden schläft. Ein Indikator, dass man nachts durch den Mund atmet, ist, dass man mit trockenem Mund aufwacht.
Fehler Nummer 2: Du atmest zu kraftvoll
Die Einatmung sollte leicht sein. Pro Atemzug nehmen wir in etwa 500ml auf. Frauen aufgrund ihres kleineren Thorsos, Atemwegen u.ä. etwas weniger. Wenn wir stärker einatmen, gehen von den 500ml ungefähr 150ml im sogenannten “Dead Space” der Nase “verloren”. Genauer gesagt: Sie kommen erst gar nicht in der Lunge an.
So geht’s richtig: leichtes oder softes einatmen, so dass die Gesichtszüge weich und entspannt bleiben.
Fehler Nummer 3: Du atmest in die Brust
Über die Brustatmung können wir, im Vergleich zu einer Zwerchfell oder Bauchatmung mit 70 %, nur ca. 30 % des Volumens aufnehmen. Folglich atmen wir zu viel und höchst ineffektiv. Stress oder auch Schmerzempfinden lässt sich mit einer Zwerchfellatmung zusätzlich deutlich reduzieren. Frauen tendieren beispielsweise während ihres monatlichen Zykluses deutlich mehr dazu, durch/in die Brust zu atmen.
Manchmal sind es aber auch die äußeren Umstände, die uns zu flach atmen lassen. Ich hatte einmal mit einer Künstlerin zu tun, die einen modischen Gürtel über den Pullover trug und ich sie bat, mal eine Atemübung zu machen. Das Ergebnis war klar, die Atmung in den Bauch war durch das modische Accessoires eingeschränkt. Eine Balletttänzerin in einem Korsett hat es da sogar noch deutlich schwieriger.
Fehler Nummer 4: Du atmest in den Bauch nach vorne.
Das Zwerchfell als zentraler Atemmuskel ist ein Bewegungsmuskel und kann, wie andere Muskeln auch, trainiert werden. Etwa ab dem 30. Lebensjahr baut das Zwerchfell deutlich ab, weshalb es mit kleinen Trainingseinheiten á 5 Minuten pro Tag trainiert werden sollte.
So geht’s: Stell dir vor, wie sich die unteren beiden Rippen beim einatmen nach außen drücken und spüre, wie sie sich beim einatmen wieder nach innen ziehen. Wenn Du es leichter haben möchtest, setz dich gerade hin und stell dir vor, wie jemand dir einen Faden von Deinem Kopf bis zur Decke spannt und ganz leicht daran zieht.
Atmen will gelernt sein
Du siehst also: Bei der Atmung kann man jede Menge falsch machen. Diese Fehler zu korrigieren ist aber spielend leicht und auch wichtig, da unsere Atmung einen erheblichen Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit hat. Dir täglich ein paar Minuten Zeit zu nehmen und bewusst, soft und langsam zu atmen kann schon dabei helfen, Stress zu reduzieren und deinem Körper eine winzig kleine Auszeit zu gönnen.
Du willst von mir lernen, wie Atmen richtig geht und wie du es effektiv als Werkzeug zu mehr Entspannung in Drucksituationen nutzen kannst? Dann melde dich bei mir und wir vereinbaren ein erstes Kennenlerngespräch!