Diese Woche war ich auf der größten Comedy Mixed Show Europas zu Gast. 12.000 Menschen in Oberhausen und noch mal mehr in der Lanxess Arena in Köln an vier Tagen. Ich durfte in den letzen Jahren sehr viel mit Comedians und Comediennes zusammen arbeiten, für ihre Tour, Vorbereitung für große und kleine Bühnen oder TV Aufzeichnungen und auch immer wieder in Unternehmen und Geschäftsführer:innen. Was hat das mit Auftritten im Unternehmen zu tun? Vom Umgang mit Lampenfieber und Nervosität bis hin zum Timing – mehr als man denkt.

10 Dinge, die man für seinen eigenen Auftritt lernen kann:

1. Selbstwert:

  • Comedian: Ein Comedian muss mit einem guten Selbstwert auf die Bühne, um das Publikum zu unterhalten. Der Selbstwert ist Kontext abhängig. Manchmal reicht eine Person im Publikum und alles ist anders. Ich erlebe einige Comedians, die neben der Bühne normal bis hinzu schüchtern sind. Auf der Bühne erlauben sie sich andere Seiten und Anteile zu zeigen. Es braucht keine “Rampensau”.
  • Angestellter: Wenn ich mich nicht wohlfühle mit mir oder dem Thema und mein Selbstwert gerade nicht da, wird es schwer sowohl eine Botschaft, als auch Inhalte klar zu vermitteln.
  • Tip: Den Selbstwert kann man einfach trainieren und für Auftritte verändern, unabhängig vom Erfahrungsschatz.

Ich erarbeitete mit Comedians Strategien, damit der Selbstwert für den Auftritt “aktiv” und präsent ist. Hier findest du heraus, ob du stressende Selbstwert- und Auftrittsstrategien hast.

2. Mit guter Nervosität auf die Bühne:

Je nach dem mit wem ich zu tun habe, wird Lampenfieber und Nervosität anders definiert. Ich spreche lieber vom Spannungslevel, was die Kombination aus dem positiven und negativen Gefühl ist. Wenn das auf meinem “Optimum” befindet, werde ich meine Leistung nicht nur abrufen können, sondern auch nicht zu viel Energie verbrauchen und meinen Auftritt geniessen. Ob man es Lampenfieber oder Druck nennt, spielt keine Rolle.

  • Comedian: Gehen ihr Programm durch, nutzen Atem- Stimm und vor allem neuere Tappingübungen, um auf die optimale Spannung zu kommen.
  • Angestellter: Machen oft wenig für ihren mentalen und körperlichen Zustand, weil das Wissen fehlt oder die Scham.
  • Tip: Ob es sich für dich lohnt etwas weniger der negativen Anspannung zu erleben, kannst du hier testen:

Hier gehts zum Lampenfieber und Spannungsleveltest!

Wie Simon die Nervosität auf sein optimales Spannungslevel bekommt:

2. Geschichtenerzählen:

“Vieles ist geschrieben von mir nicht so witzig”. sagt Simon Pearce in meinem Podcast. Manches wirkt erst in der Erzählung.

  • Comedian: Nutzt Anekdoten und Geschichten, um die Zuhörer zu fesseln und die Pointen effektiv zu liefern. Dabei funktionieren die Geschichten und Themen immer gut, bei denen das ganze Publikum sofort andocken kann. Manche schreiben diese alleine, einige aber auch mit Autor:innen zusammen. Sie lassen sich auf jeden Fall helfen.
  • Angestellter: Geschichten und Beispiele verwenden, um komplexe Ideen zu veranschaulichen und die Präsentation interessanter zu gestalten. Metaphern einbauen und so erzählen, als würde man es zu Hause oder an der Bar erzählen.
  • Tip: Hier empfehle ich zwei Sessions mit einem Autor oder Texter sich zu leisten, der dir dabei hilft gute Geschichten auf deine stimmige Art zu erzählen (Hier empfehle ich gerne tolle Menschen)

3. Timing und Pausen:

Als Kind fand ich den Comedian Rüdiger Hoffmann irgendwie sehr lustig. Die Komik bei ihm entstand alleine durch die Pausen und das langsame Sprechtempo. Auf das richtige Timing kommt es an, was nicht nur Carolin Kebekus aus meiner Sicht so atemberaubend gut kann und im Podcast davon erzählt. Pausen auszuhalten ist oft auch für Comedians schwierig. Sie helfen aber mir und dem Publikum.

  • Comedian: Versteht die Bedeutung von Timing und Pausen, um die Wirkung der Pointen zu maximieren.
  • Angestellter: Timing und Pausen effektiv nutzen, um die Zuhörer zu fesseln und die wichtigsten Punkte zu betonen. Was ich oft erlebe ist, dass zu viel Inhalt in zu kurzer Zeit transportiert werden möchte, viele dadurch gehetzt sind und sich selber und dem Publikum zu wenig Pausen gönnen. Obwohl die eine Dienstleistung sind.
  • Tip: Nimm deinen Talk in zwei Versionen auf, einmal normal und einmal mit Pausen, die sich für dich fast schon übertrieben anfühlen und lasse dir Feedback geben, ohne dass die Feedbackgeber, wissen worauf sie achten sollen.

Das sagt Simon Pearce zu Pausen:

4. Körpersprache und Tonfall:

Die Stimme ist nicht das einzige Werkzeug, aber ein wichtiges für den Comedian. Daher sieht man auch hier immer mehr einen Silikon oder Blubberschlauch (LaxVox, wenn man eine Marke möchte) nutzen, um die Stimme zu massieren und präsent zu bekommen. Aber auch der Körper wird je nach dem ganz bewusst genutzt, um Wirkung zu erzielen. In der Comedy Sprache wird es gerne Act-Out genannt. Hier empfehle ich Jan Van Weyde sich anzuschauen oder auch Tahnee, neben den üblichen Verdächtigen.

  • Comedian: Nutzt Körpersprache und Tonfall, um die Emotionalität und Unterhaltung zu steigern.
  • Angestellter: Körpersprache und Tonfall bewusst einsetzen, um die Präsentation lebendiger zu gestalten.

5. Anpassungsfähigkeit:

David Kebekus berichtet von einem Auftritt in Düsseldorf, der ganz anders als gedacht war. Nichts war wie abgesprochen. Absagen war keine Option mehr. Was bleibt einem also da anderes übrig als sich anzupassen. “Jede Auftritt ist anders, jedes Publikum ist anders”. Wie weit die Anpassung geht, ist hier natürlich nicht zu beantworten und wer während seines Auftritts gefallen möchte, bekommt Stress.

  • Comedian: Passt sich an verschiedene Publikumstypen und -reaktionen an, um die Unterhaltung aufrechtzuerhalten.
  • Angestellter: Die Präsentation an das Publikum anpassen und auf Feedback reagieren, um die Verbindung zu den Zuhörern zu stärken.
  • Tip: Bereiten Sie ihre Auftritte und Präsentation so vor, dass sie grundsätzlich ohne Folien und Bilder die Präsentation halten können.

6. Humor und Leichtigkeit:

Hierzu muss man wohl wenig sagen. Außer, dass vielleicht Humor mit Witze machen manchmal und Leichtigkeit verwechselt wird. Humor entsteht ja bereits, wenn ich über meine Versprecher schmunzeln kann. Humor und Leichtigkeit tun gerade gut, wenn es um schwere Themen geht, weil sie immer eine gewisse Zuversicht vermitteln. Don’t try to be funny.

  • Comedian: Nutzt Humor, um das Publikum zu unterhalten und eine emotionale Verbindung herzustellen.
  • Angestellter: Einbinden von Humor und Leichtigkeit (wenn angemessen), um die Aufmerksamkeit zu erhöhen und die Lernbereitschaft zu fördern.

 

  • Tip: Sich selber vorne nicht zu wichtig nehmen und über eigene Fehler schmunzeln können.

 

7. Richtige Vorbereitung und Übung:

Simon Pearce hat sein erstes Programm wirklich um 4:30 Uhr Nachts fertig geschrieben und ist quasi ohne zu proben auf die Bühne gegangen. Und die schöne Nachricht auch das funktioniert. Aber wie er selber sagte, er konnte die erste Premiere noch nicht wirklich geniessen. Neben mittlerweile vielen Comedy Clubs und Abenden, wo man von Felix Lobrecht bis absolute Newcomer im kleinen Rahmen erleben kann, “wird Material getestet”, wie viele sagen. Stück für Stück. 8 Minuten, 20 Minuten usw.

  • Comedian: Verbringt viel Zeit mit der Vorbereitung und Übung, um eine flüssige und überzeugende Darbietung zu gewährleisten. Aber nicht nur das, sie üben oft einzelne Parts und “Bits” und erlauben sich auch auszuprobieren wie Carolin Kebekus in der ersten Folge meines Podcastes erzählt.
  • Angestellter: Durch Vorbereitung und Übung wird die Sicherheit erhöht und das Risiko von Fehlern oder Unsicherheiten verringert. Dabei empfehle ich zunächst einzelne Parts zu üben und erst dann alles am Stück. Wie oft? 10 mal mindestens.

 

  • Tip: Nimm dich auf dem Handy auf. Stück für Stück: Nur die Einleitung und den Übergang zum zweiten Teil. Wenn der sitzt, geht es weiter.

8. Crowd-Work, um Verbindung mit dem Publikum herzustellen.

Hast du dich mal gefragt, wieso Bands als erstes auf der Bühne ins Publikum rufen “Berlin/Köln/Hamburg, seid ihr da?” Sie stellen Verbindung her. Als ich letztens bei Carolin Kebekus Mixed-Show “Funny Bones” in München zu Besuch gewesen bin, gab es ein Gast, mit einer sehr herausstechenden Lache. Das ist total lustig, kann dich aber als Comedienne auch total aus deinem Flow und Timing herausreissen. Auch, wenn es nicht böse gemeint ist, so etwas kann ein Störer sein. Es war so spannend, wie die unterschiedlichen Comediennes, insbesondere Eva Karl Faltermeier und Theresa Reichl das gemacht haben.

  • Comedian: Comedians nutzen ihr Publikum, sprechen mit ihm und bauen es ein und arbeiten auch bei Störungen nicht dagegen.
  • Angestellter: Durch Vorbereitung und Übung wird die Sicherheit erhöht und das Risiko von Fehlern oder Unsicherheiten verringert. Dabei empfehle ich zunächst einzelne Parts zu üben und nicht alles am Stück einmal “durchzugehen”.

 

  • Tip: Schauen Sie sich Einwandbehandlungstechniken an, um mit Zwischenrufen besser umzugehen.

 

9. Man überlebt auch “besch*” Auftritte

Schlechte Auftritte fühlen sich nicht gut an. Auch für das Publikum nicht. Selbst wenn man viel Erfahrung hat. Ein schlechter Auftritt hinterlässt ein doofes Gefühl. Und gleichzeitig: man überlebt es und vergisst, das die meisten im Publikum für einen sind. Das meine ich gar nicht zynisch, denn das Gefühl beschreiben einige manchmal sogar als lebensbedrohlich. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass alte Erlebnisse bei uns manchmal noch in den Knochen stecken und ich Menschen, die regelmäßig auftreten auch zeige, wie sie nach dem Auftritt dafür sorgen können, dass Erlebnisse nicht im Körper bleiben.

  • Comedian: Verbringt viel Zeit mit der Vorbereitung und Übung, um eine flüssige und überzeugende Darbietung zu gewährleisten. Aber nicht nur das, sie üben oft einzelne Parts und “Bits” und erlauben sich auch auszuprobieren wie Carolin Kebekus in der ersten Folge meines Podcastes erzählt.
  • Angestellter: Durch Vorbereitung und Übung wird die Sicherheit erhöht und das Risiko von Fehlern oder Unsicherheiten verringert. Dabei empfehle ich zunächst einzelne Parts zu üben und nicht alles am Stück einmal “durchzugehen”.

 

  • Tip: Nach Auftritten nicht direkt in die Bewertung gehen und auch nach einem schlechten Auftritt sich die Frage stellen, was hat man daraus gelernt und möchte man von Vorbereitung bis Auftritt verbessern.

Das sagt Max Giermann dazu

10. Authentizität

“Das bin ich nicht.” sagt eine Klientin zu mir, als sie darüber spricht, welche Pointe ihr evtl. mehr Lacher bringen würde. Nicht nur Comedians haben ein gutes Gespür dafür, was sich für sie stimmig anfühlt. Ohne Stimmigkeit, keine Authentizität möglich.

  • Comedian: Achtet darauf, das seine Inhalte und seine Performance stimmig zu der Comedyfigur oder echten Person sind.
  • Angestellter: Durch Vorbereitung und Übung wird die Sicherheit erhöht und das Risiko von Fehlern oder Unsicherheiten verringert. Dabei empfehle ich zunächst einzelne Parts zu üben und nicht alles am Stück einmal “durchzugehen”.
  • Tip: Klient:innen hilft es sich Fragen zu beantworten: mit welchen Themen und in welchem Umfeld fühlst du dich am wohlsten?

 

 

 

Du möchtest deine Auftritte geniessen?

Dann melde dich bei mir via Kontaktformular und ich melde mich umgehend bei dir oder mache ein kostenfreies Erst- und Infogespräch aus. In dem informiere ich darüber wie ich oder andere Kolleg:innen anderen Menschen in ihren Situationen behilflich sind.