Der Marathon in Berlin hat nicht nur einen Weltrekord gebracht, viele zufriedene Sportler:innen, aber auch einige, die nicht zufrieden sind. Eine Klient:in meldete sich recht unzufrieden mit sich bei mir per Whatsapp. Genauso ging es einer Musiker:in vergangene Woche nach ihrem Auftritt beim Reeperbahnfestival. Ich war einfach nicht gut und hätte mich besser vorbereiten müssen. In beiden Fällen bin ich mir nicht mal sicher, ob die Kritik faktisch richtig ist. Wichtig, professionell ist es aber mit Selbstmitgefühl zu entwickeln.

Wer mehr Selbstmitgefühl hat wird besser

Was wie ein Widerspruch für uns klingt, ist in Wahrheit ein großer Vorteil. Insbesondere unmittelbar nach einem Wettkampf oder Auftritt. Den meisten Klient:innen empfehle ich nach dem Auftritt ein mentales und körperliches Abwärmen, nur positive Rückmeldung erstmal aufnehmen und dann mit Abstand auf den Auftritt zu schauen. Ärger mit bekannten PEP Übungen rauslassen und Feedback von außen, erstmal abblocken.

Wer mehr Selbstmitgefühl hat wird besser

Selbstmitgefühl und den Anspruch halten besser zu werden ist kein Widerspruch. Im Gegenteil, in der Praxis mache ich die Erfahrung, dass diese Personen nicht nur leichter durch Situationen kommen, sondern auch vor Shows und Auftritten durchaus weniger Aufregung, Lampenfieber, Anspannung und Nervosität erleben. Das ist nur eine kleine anekdotische Evidenz aus meiner Praxis. Wie immer ist der Blick in die Wissenschaft spannend:

Was sagt die Wissenschaft?

Selbstkritik kann aus wissenschaftlicher Sicht nach hinten losgehen. Es gibt eine Fülle von Forschungsergebnissen, die zeigen, warum übermäßige Selbstkritik problematisch sein kann:

  1. Erhöhtes Unglücklichsein und Stress: Selbstkritik führt oft zu negativen Emotionen wie Schuldgefühlen, Scham und Angst. Diese Emotionen können das Wohlbefinden beeinträchtigen und das Stressniveau erhöhen, was sich langfristig negativ auf die körperliche und geistige Gesundheit auswirken kann.
  2. Prokrastination: Menschen, die sich selbst ständig kritisieren, neigen dazu, Aufgaben aufzuschieben, anstatt sie anzugehen. Dies kann zu ineffektivem Zeitmanagement und vermindertem Erfolg bei der Erreichung von Zielen führen.
  3. Erschwertes Lernen: Selbstkritik kann das Lernen und die Leistung behindern. Indem wir uns selbst ständig für Fehler und Misserfolge tadeln, können wir uns selbst davon abhalten, aus diesen Erfahrungen zu lernen und uns zu verbessern.
  4. Geringere Erfolgschancen: Die anhaltende Selbstkritik kann dazu führen, dass wir uns selbst sabotieren. Menschen, die sich ständig in Frage stellen, sind möglicherweise weniger bereit, Risiken einzugehen und neue Herausforderungen anzunehmen, was ihre Chancen auf Erfolg einschränken kann.

Insgesamt zeigen wissenschaftliche Erkenntnisse, dass Selbstmitgefühl anstelle von Selbstkritik zu einem positiveren emotionalen Zustand, besserem Stressmanagement, effektiverem Lernen und letztendlich zu einem größeren Erfolg und Wohlbefinden führen kann. Dies ist der Grund, warum Forscher dazu ermutigen, Selbstmitgefühl zu kultivieren und sich selbst in Zeiten von Fehlern und Misserfolgen unterstützender zu begegnen.

Wie kann ich mir mehr Selbstmitgefühl gegenüber zeigen?

Man kann es lernen und üben mithilfe von PEP, Klopfen und andere geleiteten Übungen. Die Forscherin Kristin Neff hat dazu auch ein paar Programme entwickelt, die allerdings alle relativ lange brauchen im Vergleich aus meiner Perspektive und Erfahrung aus meiner Praxis. Sie sind aber gut erforscht und getestet in verschiedenen Umfeldern. Eine einfache Übung nach Auftritten ist zu erst aufzuschreiben, was gut gelaufen ist, worauf man stolz ist oder dankbar. Manchmal ist es die alleinige Tatsache, dass man sich getraut hat. Oft ist es mehr. Den Körper mit dazu zu nehmen hilft ungemein, was ich und meine Kolleg:innen dir in 1-2 Sessions gerne zeigen.

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Du möchtest mehr erfahren, bist neugierig oder hast ein konkretes Anliegen?​ Dann melde dich bei mir via Kontaktformular und ich melde mich umgehend bei dir oder mache ein kostenfreies Erst- und Infogespräch aus. In dem informiere ich darüber wie ich oder andere Kolleg:innen anderen Menschen in ihren Situationen behilflich sind.

 

Quellen:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34843301/
https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0022429418801573
https://ediss.sub.uni-hamburg.de/bitstream/ediss/9763/1/dissSummary_finalFINAL18.8.pdf