Die ESC Gewinnerin und ukrainische Sängerin hält sich auf dem Bild die Stimme. Die Sopranistin hatte selber eine Zeit mit den Belastungen von vielen Auftritten zu kämpfen. Ob Musiker:innen, TV-, Theater und Filmschauspieler:inne, einige meiner Klient:innen freuen sich wieder viel auftreten zu dürfen. Gleichzeitig braucht es die Stimme und nicht nur für einen Auftritt, sondern oft über einen längeren Zeitraum. In der Arbeit mit meinen Klient:innen und fällt mir dabei immer wieder auf: Die meisten meiner Klient:innen wärmen ihre Stimme auf, aber was sie für einen Stimmerhalt tun können und warum, ist vielen nicht so bekannt.

Wieso das auch für Performer:innen interessant ist, die bislang keine Probleme hatten, steht in diesem Artikel

Die zwei Hebel für den Stimmerhalt

Die zwei größten Hebel, um die Stimme zu erhalten liegt aus meiner Erfahrung auf zwei Komponenten – der mentalen Komponente und in einer körperlichen zwischen den Auftritten. Mental geht es darum, sowohl vor dem Auftritt als auch danach evtl. Unsicherheit oder auch Angst, ob die Stimme hält, alles geben zu müssen oder die Frage im Kopf, ob sie voll da ist zu mindern.

Hebel 1 – die mentale Komponente

In diesem Fall “begleite” ich die Klient:innen, während sie in der Unsicherheit und zeige körperorientierte Techniken, damit das Gefühl und die Gedanken im Kopf keine Rolle mehr spielen oder in der Tat weg sind. Kopf und Körper wieder stimmig unterwegs sind. Das ist insbesondere empfehlenswert, wenn schon negative Erfahrungen mit der Stimme (Stimmverlust, OP’s etc.) da waren, da der Körper sich manchmal an ein altes Erlebnis erinnert und mit mehr Stress reagiert. Das beansprucht die Stimme stärker, als es müsste. Wird auch die kleinere Unsicherheit nicht bearbeitet, ist der Körper in einer Art Habachtstellung und während man singt leicht damit beschäftigt ist, ob die Stimme hält. Das nimmt auf hohem Level nicht nur Qualität, sondern vor allem auch den eigenen Genuss.

Hebel 2 – die Atmung zwischen den Auftritten

Neben der mentalen Komponente, kommt einer effektiven und effizienten Atmung auch abseits der Bühne eine wichtige Bedeutung zu. Wenn wir unsere Stimme nutzen, viel reden oder eben singen, ist unsere Atmung verändert. In der Regel atmen wir mehr als wir müssten. Hinzu kommt, dass die meisten Performer:innen vor und nach dem Auftritt verstärkt, zu viel atmen. Das konnten Forscher bei 100 Musikstudent:innen messen. 10 Minuten vor und nach dem Auftritt konnten sie ein höheres Atemzugvolumen feststellen. Diese Abweichung war umso stärker bei denjenigen, die angaben nervöser zu sein.

Wer zu viel atmet, ist schlechter versorgt.

Es klingt im ersten Moment seltsam. Wenn wir mehr atmen als wir müssten hat das für uns keine Vorteile. Wir atmen verstärkt durch Oberkörper und atmen CO2 ab. CO2 ist aber ein wichtiger Regulator für uns. Wenn wir zu wenig CO2 in uns haben, verengt das die Blutgefäße und weniger Sauerstoff wird ans Gehirn geliefert. Die Folge sind Brainfog, Müdigkeit, fehlender Fokus und ein geringerer Konzentrationsgrad. Der ist aber gerade auch auf der Bühne und für längere Phrasen und Partien natürlich wichtig.

Frauen atmen in gewissen Phasen des Zyklusses verstärkt.

Was insbesondere bei Frauen hinzukommt ist, dass der Zyklus die Atmung verändert. Die Veränderung des Progesteron-Levels sowie die ohnehin veränderte Atmung, weil die körperlichen Voraussetzungen anders sind, führen unter anderem dazu, dass Frauen in gewissen zyklischen Phasen mehr durch die Brust und verstärkt atmen. Das erhöht oft nicht nur das Schmerzempfinden, sondern auch den Stress. Das ist kaum einer Klientin von mir bekannt.

Mundatmung birgt höheres Entzündungsrisiko für die Stimme

Verstärkt wird dieser Überatmungs-Effekt, wenn wir viel durch den Mund atmen. Mundatmung trocknet die oberen Atemwege aus und führt einem höheren Entzündungsrisiko. Da die Stimme in den oberen Atemwegen sitzt, sind auch die Stimmbänder einem höheren Risiko ausgesetzt. Mundatmung findet natürlich auf der Bühne beim Singen und Sprechen statt. Der größte und einfachste Hebel ist allerdings im Schlaf. Oft passiert es uns, dass wir im Schlaf  durch den Mund atmen. Manchmal kippt nur das Kinn nach unten, während man schläft und schon fängt man an durch den Mund zu atmen.

“Wenig sprechen” nach Auftritten reicht oft nicht

Wer also wenig spricht, atmet schon mal verstärkt durch die Nase. Das ist schon mal positiv. Wichtig ist aber zudem, wie geatmet wird.

Was kann ich langfristig machen?

Bei Klient:innen, bei denen dieses Thema präsenter ist, geht es darum sich zum einen die Atemmuster auch ausserhalb deer Bühne genauer anzuschauen. Hier mache ich einen kleinen CO2 Toleranz – Test, der Aufschluss darüber gibt, wie effektiv und effizient die Atmung ausserhalb der Bühne ist. Je nach dem Niveau mache ich einmal pro Woche mit den Klient:innen einfache reduzierte Atem- und Luftanhalteübungen einmal pro Woche gemeinsam und gebe ein  15-30 Minuten Programm zum trainieren über 3-4 Wochen, was in den Alltag passt.

Was kann ich kurz vor dem Auftritt machen?

Kurz vor dem Auftritt eignen sich manchmal intensive Atemformen, wie Tummo Meditationen, Wim-Hof oder Abwandlungen davon, bei denen man im Prinzip überatmet. Ich empfehle auch hier diese sich zeigen zu lassen, weicher durchzuführen und in unterschiedlicher Länge. Wichtig ist hier eher im Vorfeld schon auszuprobieren oder, sollte es akut sein, sich per Video da durchführen zu lassen. Aber in den Werkzeugkasten von Menschen die viel Auftreten und auch anderen, gehören intensivere Atemtechniken genauso dazu, wie ruhigere. Hier gibt es auch ein paar Voraussetzungen und Dinge die man beachten sollte, wie zum Beispiel nach WIM-Hof Atmungen nicht tauchen gehen, genauso wie Menschen mit Epilepsie oder Schwangeren davon abgeraten wird. Ich würde zudem noch auf den allgemeinen sonstigen Stresspegel achten.

Meine drei einfachen Tips für einen besseren Stimmerhalt zwischen Auftritten

  • 5 Minuten Abwärmen nach einem Auftritt
    • individuelle PEP-Tappingtechnik, Augenbewegungstechnik anwenden, um Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin nach dem Auftritt zu senken und die Muskeln zu entspannen.
    • Reduziere deine Atemzüge auf 5-6 pro Minute mit beispielsweiser kohärenter, gleichmässiger Atmung, wie du sie auf meinem Blog findest – oder von mir bekommen kannst.
    • Nasenatmung im Schlaf verbessern in dem du dir ein Pflaster über den Mund klebst.

Das mag seltsam klingen, aber gemässen an den Atemzügen, die man tätigt, ist der Schlaf natürlich die Regenerationschance schlecht hin. Als Tip empfehle ich immer mit einem einfachen Pflaster anzufangen, bevor man einschläft und etwas liest, um sich etwas daran zu gewöhnen.

 

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