Stell dir vor: du bekommst einen Preis, überreicht von einer Persönlichkeit, deren Ansichten du nicht teilst. Hinzu kommt eine Distanz die man halten möchte, weil deine Rolle es ist, der Person, die dir den Preis gibt auf die Finger zu schauen. Wie würden Sie reagieren? Dunya Halali gab uns eine meisterhafte Vorstellung davon, wie man diese Herausforderung mit Stärke und Ehrlichkeit meistert und ein Beispiel, wie man wertschätzend und kritisch zu gleich sein kann.

Stärke und Ehrlichkeit auf der Bühne

Es ist ein besonderer Moment, wenn Halali den Ehrenpreis direkt von Ministerpräsident Markus Söder entgegennimmt. Der Ehrenpreis wird nicht nur vom bayrischen Ministerpräsident verliehen, sondern er entscheidet im Vorfeld, wer ihn bekommt. “Ganz alleine”, wie er gerne betont.

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“Ich muss mich erst mal sammeln”

Nach dem ersten Applaus sagt sie “Ich muss mich erst mal sammeln,”. Sie wirkt entschlossen etwas sagen zu wollen, die Gelegenheit zu nutzen. Dieser ehrliche Ausdruck von Emotionalität ist selten in solch formalen Settings, Nervosität, Lampenfieber bestimmt, nicht entscheidend und wichtig. Sie gesteht, sich in diesem Moment erst orientieren zu müssen – eine menschliche Geste, die im Kontrast zu der oft so abgeklärten Welt der Preisverleihungen steht. Meine Aufmerksamkeit hat sie. Im Vergleich zum letzten Jahr, als ich dabei sein durfte, wie Markus Lanz den Ehrenpreis sich bedankte.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

Es folgt ein Akt der diplomatischen Balance: Dunya dankt dem Ministerpräsidenten für seine wertschätzenden Worte, nennt Gemeinsamkeiten, schafft Verbindung zu ihm, über die Hunde, die beide zu haben scheinen, die Liebe zu unterschiedlichen Fussballvereinen sowie auch den Umgang mit Morddrohungen die beide erhalten. Sie betont aber auch die Unterschiede und möchte sich abgrenzen. Bevor sie direkt Markus Söder anspricht, macht sie einen Zwischenschritt, der äußerst raffiniert ist.

Ihr direkter Appell an Markus Söder.

Sie guckt in Richtung des Publikums und wünscht sich: “Und ich kann sie an dieser Stelle wirklich nur bitten und an Sie appellieren Machen Sie einen Unterschied Palästinenser und Muslime sind nicht gleichzusetzen per se mit der Terrororganisation Hamas. Es ist ein Unterschied. Aber jeder, der ein bisschen Anstand und vor allen Dingen Verstand hat, verurteilt das, was am 7. Oktober passiert ist, ohne Wenn und Aber, ohne Rechtfertigung und auch ohne Relativierung.'” Sie schaut dabei ins Publikum. Jeder kann dem Zustimmen.

Ein Entscheidender Blick.

Dann erst wendet sie sich direkt an Herrn Söder und appeliert in einem normalen Ton. “Bitte. Hören Sie auch auf mit Ihren plumpen, populistischen und undifferenzierten Vorwürfen uns gegenüber. Sie sind falsch…” An dieser Stelle guckt sie Söder direkt an. Es wird klar, wer gemeint ist. Sie führt fort: “… . Sie sind unfair und Sie sind auch brandgefährlich. Sie sollten sich wirklich gut überlegen, welche Saat Sie da am Ende zum Blühen bringen. Und wenn Sie schon zuspitzen, mache ich auch manchmal ganz gerne. Dann bleiben Sie bitte bei den Fakten. Das ist Zuspitzung. Ich verstehe es auch müssen wir Medien uns auch manchmal an die eigene Nase fassen, wem wir welche Aufmerksamkeit geben. Aber es liegt in ihrer Verantwortung und wir werden sie an den Fakten und nicht Fakten auch weiterhin messen.”

Keine Angst vor der Reaktion.

Wie Markus Söder auf diese Rede reagierte, ist nicht genau bekannt. Er verließ die Afterparty relativ früh, ein Umstand, den Halali wohl in Kauf nahm. Denn wichtiger als die Reaktion einer Einzelperson war ihr die Botschaft, die sie verkörperte: Ehrlichkeit, Stärke und die Fähigkeit, schwierige Themen anzusprechen, ohne dabei die Würde zu verlieren, im Gegenteil sogar.Dunya Halali hat uns gezeigt, dass es möglich ist, auf der großen Bühne authentisch zu sein. Sie hat sich nicht nur die Bühne genommen, sondern auch den Moment – und uns allen eine Lektion in Sachen Mut und Authentizität erteilt.

Was man aus diesem Auftritt mitnehmen kann?

  • Ehrlichkeit kommt beim Publikum immer an.
  • Anerkennung und Kritik kann man gleichzeitig aussprechen.
  • Haltung zeigt sich auch, wenn man sich einer Situation stellt.
  • Ein guter Aufbau verstärkt die Botschaft.
  • Man darf sich selber erlauben die Bühne zu nehmen.
  • Wer mit sich, dem Thema und dem Publikum verbunden ist, spricht nicht zu lange.

Ein guter Auftritt steht für sich.

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